Streuobstweisen stellen ein kulturhistorisch und ökologisch bedeutsames Ökosystem dar, dass durch Bewirtschaftung entstanden ist. Sie wurden in der Vergangenheit durch Beweidung und Mahd genutzt und sind an diese Nutzungsform angepasst. Bei Nutzungsaufgabe verlieren sie daher ihre Lebensraumfunktion und die eigentlich vorhandene Artenvielfalt geht massiv zurück. Das gilt nicht nur für die gut wahrnehmbaren, oberirdischen Pflanzen und Kleinlebewesen sondern vor allem auch für den Boden und die darin vorkommenden Lebewesen. Für den Erhalt reicht ein reines Mähen, gleich ob mit oder ohne Abfuhr nicht aus, vielmehr stellt der Nährstoffumsatz durch Weidetiere die Schlüsselkomponente für dieses Ökosystem dar.
Streuobstwiesen sind hoch- oder mittelstämmige Obstbaumbestände, die mit zum Teil weiten Pflanzabständen im Grünland angeordnet sind. Eine mechanisierte Bearbeitung ist dadurch nur schwierig möglich. Streuobstwiesen sind zudem meist nur auf den schlechteren oder für Ackerbau nicht geeigneten Standorten angelegt worden. Eine wirtschaftliche Nutzung ist daher kaum möglich. Da die Pflege zudem aufwändig ist, fielen Großteile dieser Flächen vollständig brach und verbuschten. Die Streuobstwiese als Landschaftselement ist daher akut bedroht.
Die heimischen Streuobstwiesen können entgegen der häufig getätigten Aussage nicht sämtlich als Kalkmagerrasen angesprochen werden. Insbesondere Lehm- und Tonböden auf Basis vulkanitischen Gesteins weisen natürlich bedingt höhere Nährstoffgehalte aufgrund der hohen Kationenaustauschakapzität auf.
Ebenso kann die Nutzungsintensität in früheren Zeiten nicht als extensiv angesehen werden. Vielmehr dürften die heute als nährstoffarme Magerrasen anzusprechenden Bereiche gerade durch eine intensive Nutzung ohne Ausgleich des Nährstoffentzuges entstanden sein. Eine Anreicherung über die atmosphärische Deposition ist eigentlich nicht zu erwarten. So gehen die Modellrechnungen des Umweltbundesamtes für den Bereich in dem die von uns bewirtschafteten Flächen liegen von etwa 10 kg N/ha*a aus. Dies entspricht etwa den für die Messstelle Linden veröffentlichten Werten von 4,9 kg NH4-N/ha*a und 4,3 kg NO3-N/ha*a. Die obligatorischen Verluste über das Sickerwasser sowie gasförmig liegen in einem ähnlichen Bereich. Vor diesem Hintergrund sollte die Empfehlung zur Aushagerung der Standorte kritisch hinterfragt werden. Insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass dies negative Auswirkungen auf die Humusgehalte und somit die Kohlenstoffspeicherung in den Böden hat. Damit einher geht unmittelbar eine verringertes Wasseraufnahme- und –rückhaltevermögen.
Quellen
https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/luft/faltblaetter/depo_faltblatt_mai2010.pdf
https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Monatshefte/20151207